Beschreibung

Eine Annäherung zu den Bäumen

Instrumentalmusik: Tino von Onitani

Die ersten Sitzungen mit dir, lieber Walnussbaum, waren eindrücklich. Niemals hätte ich gedacht, so klare Antworten auf meine Fragen zu erhalten. Unsere Auseinandersetzungen waren zum Teil recht ernüchternd, ja teilweise grenzwertig. Doch langsam habe ich dich verstanden und konnte Einiges in meinem Leben klären. Dies inspirierte mich dazu, dich mit meiner Musik zu ehren, und so ist ein interessantes Werk entstanden.

Die Streicher geben den Auftakt, gefolgt vom Chor, der diese feine Melodie formt. Unter der Begleitung des Orchesters wird die Duduk aufgefordert, Stellung zu nehmen. Untermalt von einem Klavierarpeggio fliessen die ersten Eindrücke ineinander, verfeinert durch die Kirchenorgel. Das erste Finale folgt im Tutti und nimmt eine unerwartete Wende: Klassische Synthesizerklänge mischen sich darunter und erinnern mich an meine jungen Jahre – voller Vorfreude auf das fantastische Leben, das mir bevorstand. Dieses Schweben könnte ewig so weitergehen; bitte lass nicht nach, lass mich noch ein wenig schweben.

Der Klangteppich trägt mich in deine Wahrheit, lieber Baum. Du sagst mir: „Wir sind alle miteinander verbunden.“ „Ja, das weiss ich“, antworte ich. „Und warum lebst du das nicht? Immerhin bist du jetzt 66 Jahre alt und sagst, du weisst es, aber lebst es nicht.“

Das meinte ich mit den ernüchternden und grenzwertigen Rückmeldungen des Baumes. Ja, klar. Wer weiss das nicht? Doch bei mir hat sich eines verändert: Die Erkenntnis, dass Wissen noch lange nicht heisst, dass man es auch lebt.

Zurück zur Musik, die immer noch schwebt – ich könnte ewig mitsurfen, mitschwingen, mitschwimmen. Langsam geht es in eine chorähnliche Passage über; ich kann mir gut vorstellen, diesen Part mit einem grossen Chor vorzutragen. Über der eigenständigen Melodie, die keine starre Struktur aufweist, erscheint aus dem Nichts erneut die Duduk. Die Begleitung setzt zaghaft ein und schwillt schliesslich mächtig an – wie der grosse Baum. Ja, lieber Baum, du bist so mächtig, und ich verneige mich vor dir. Danke für deine Weisheit und danke für dein ewiges Dasein.

„Wenn der Mensch schon lange ausgestorben ist, sind wir Bäume immer noch da. Wir waren vor euch da und werden da sein, wenn ihr geht. Versuche, mehr wie ein Baum zu sein: Kraftvoll, souverän, unerschütterlich und im Bewusstsein, dass meine Existenz niemals endet.“

Die Echte Walnuss (Juglans regia) ist ein imposanter, sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen von bis zu 30 Metern erreicht. Ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammend, ist sie heute in ganz Mitteleuropa heimisch. Sie wird doppelt geschätzt: Zum einen für ihre nährstoffreichen Nüsse mit hohem Omega-3-Gehalt, zum anderen für ihr dunkles, edles Holz, das in der Möbelindustrie begehrt ist. Als Solitärbaum benötigt sie viel Licht und Platz, um ihre breite Krone voll zu entfalten.

Die Echte Walnuss gilt spirituell als Baum der Klarheit und des Neubeginns. Schon ihr lateinischer Name („Jupiternuss“) verweist auf eine Verbindung zum Göttlichen und zur Weisheit. In der Symbolik steht sie dafür, alte Strukturen aufzubrechen und Schutz in Übergangsphasen (wie Berufswechsel oder neue Lebensabschnitte) zu bieten. Sie gilt als Helferin bei schweren Entscheidungen, die den eigenen Weg gegen äußere Widerstände festigen soll – ein „Lichtbringer“ für den Geist.